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Monsun

Die Entscheidung während des Monsuns nach Kambodscha zu reisen fiel eher zufällig. Ich wollte zu einer Zeit reisen, in der der Tonle Sap (khmer: Großer See) genug Wasser führt um die schwimmenden Dörfer zu besuchen. Und ich wollte Kambodscha in grün sehen und nicht in trockenen fahlen Brauntönen. Es lag also nahe gegen Ende des Monsuns zu fahren, wenn die Trockenzeit noch nicht von der Landschaft Besitz ergriffen hätte. An diesem Punkt habe ich dann schlichtweg um einen Monat vertan. Ich komme also Anfang Oktober, dem Hauptregenmonat in Phnom Penh an. Als ich den Flughafen verlasse, schlägt mir Luft mit einer Temperatur von 30°C und einer Luftfeuchtigkeit von 80% entgegen. Innerhalb von Minuten klebt mein Hemd an meinem Körper. Jede Bewegung wird zur Anstrengung. Sogar das Atmen fällt mir schwer. Nach der trockenen, klimatisierten Luft im Flughafen ist es als würde einem die Energie abgesaugt werden. Das Jetlag nach der langen Reisezeit tut ein Übriges. Wie bei jeder Reise frage ich mich an dieser Stelle, ob das wirklich eine so gute Idee war hierher zu kommen. Fast im selben Moment kommt mir die Antwort in den Sinn: “Eindeutig, ja!!!“

Es regnet insgesamt nicht so viel wie ich angenommen hatte. Außerdem ist es ein Mythos, dass es im Monsun nur am Nachmittag regnet. Letztendlich kommt es immer darauf an wann uns die Ausläufer der Tropenstürme aus Thailand treffen. Der Monsun ist unberechenbar und die Regenjacke mein ständiger Begleiter. Mal regnet es mehr, mal weniger. Aber immer ist der Spuk nach ein paar Stunden vorbei und man wird mit einem spektakulären Monsunhimmel mit hohen Kumuluswolken belohnt. Mit der Zeit gewöhnt man sich an diesen Rhythmus. Man lernt die Klimaanlage im Zimmer richtig ein zustellen und trocknet seine Kleidung zwischen den aufgeheizten Thermofenstern und den gelben Vorhängen. Der Monsun ist anders als europäischer Regen. Bei uns zu Hause ist der Regen meist kalt und man fängt in seiner nassen Kleidung zwangsläufig an zu frieren. Der Monsun hingegen ist warm. Es ist also eher so, als würde man angezogen duschen. Die Nässe durchdringt mit der Zeit alles, sich daran zu gewöhnen fällt schon deutlich schwerer. Man ist eigentlich immer nass, entweder weil man schwitzt oder weil es regnet. Das schwülwarme Klima zwingt mich einen Gang herunter zu schalten. Es zwingt einen sich auch mal treiben zu lassen. Oft hat Kim unser Guide morgens gefragt:“Und, keine Energie heute?“ Es dauert immer einige Zeit bis man aus dem klimatisierten Zimmer in der wahren Welt von 80% Luftfeuchtigkeit ankommt. Auch die Nacht bringt keine Abkühlung. Wir haben den Regen auf der Reise meinst als feinen Nieselregen erlebt.

Es geht aber auch anders. In Battambang fragt uns Kim abends ob wir mit ihm zum Essen fahren wollen. Der Regen tost draußen. Unser Fahrer fährt uns mit dem Kleinbus quasi bis in das Restaurant hinein. Das Personal ist darauf vorbereitet und empfängt uns mit großen Regenschirmen und geleitet uns die zwei Meter von der offenen Wagentür bis in Innere. Es ist ein Khmer-Restaurant. Man spricht hier kein Englisch und Kim übersetzt uns die Speisekarte. Das Essen ist prima und nach und nach hört auch der Regen auf. Statt Kims Vorschlag, uns ins Hotel zurück zufahren, zu folgen entscheiden wir uns den kurzen Weg zum Hotel zu Fuß zurück zulegen. Es ist feucht und warm und es macht Spaß durch die Nacht zu laufen. Die Straßen sind dunkler als zu Hause. Die Lichter der Geschäfte die noch offen haben spiegeln sich im Asphalt. An der nächsten Kreuzung ist der Spaß jedoch erst mal vorbei. Auf der Straße steht etwa knietief das Wasser. Die Kanalisation scheint überfordert. Die Kinder haben ihren Spaß mit dem nächtlichen Bad. Mir ist es jedoch zu gefährlich Schuhe und Strümpfe auszuziehen und durch die braune Brühe zu waten. Wir drehen um und versuchen es ein paar Straßen weiter noch einmal. Vergeblich. Das gleiche Bild. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ein Tuc-Tuc zu suchen und zum Hotel zu fahren. Doch selbst der Tuc-Tuc Fahrer muss einige Umwege fahren um uns halbwegs trocken am Hotel abzuliefern. Die Gassen werden immer enger und dunkler, so dass wir uns langsam fragen, wo man hier wohl die Leichen der ausgeraubten Touristen entsorgt. Vielleicht verstopfen sie die Kanalisation? Aber die Frage ist unbegründet. Einige hundert Meter weiter wird es wieder heller und Hotel taucht vor uns auf.